Cover image for Evolvierende Passivhausstandards: Anpassung an Klima und Kontext

Die Passivhaus (PH) Standards haben sich seit ihrer Einführung durch das Passivhaus Institut (PHI) in Darmstadt, Deutschland, erheblich weiterentwickelt. Was als ein einziges, klares Modell begann, hat sich zu einer vielfältigen Reihe von Leistungsklassen entwickelt, die auf verschiedene Klimazonen, Gebäudetypen und Energiequellen zugeschnitten sind. Diese Entwicklung spiegelt die wachsende Komplexität und Ambition im Bereich des energieeffizienten Gebäudedesigns wider, während die grundlegenden Ziele von Luftdichtheit, thermischem Komfort und Energieeffizienz erhalten bleiben.

Von Classic zu Plus und Premium

Der ursprüngliche Passivhausstandard—jetzt als "Classic" PH Standard bezeichnet—fokussierte sich auf einige wichtige Kennzahlen: Heiz- und Kühlbedarf, Luftdichtheit und den gesamten Primärenergieverbrauch. Diese Standards setzen die Messlatte für hochleistungsfähige Gebäude:

  • Heiz- oder Kühlbedarf ≤ 10 W/m², oder
  • Jährlicher Heiz- oder Kühlbedarf ≤ 15 kWh/m²
  • Luftdichtheit ≤ 0,6 ACH50
  • Primärenergiebedarf Erneuerbare (PER) ≤ 60 kWh/m²/Jahr

Als unser Verständnis von Energiesystemen reifte und erneuerbare Energien zugänglicher wurden, führte das PHI zwei neue Klassifikationen ein:

  • PH Plus: PER-Bedarf ≤ 45 kWh/m²/Jahr und ≥ 60 kWh/m²/Jahr an vor Ort erzeugter erneuerbarer Energie
  • PH Premium: PER-Bedarf ≤ 30 kWh/m²/Jahr und ≥ 120 kWh/m²/Jahr an vor Ort erzeugter erneuerbarer Energie

Diese neuen Klassen ermutigen Gebäude, nicht nur energieeffizient, sondern auch energieproduzierend zu werden—und weisen den Weg zu einer echten Netto-Null-Performance.

EnerPHit: Standards für Retrofit-Projekte

Die Nachrüstung bestehender Gebäude auf Passivhaus-Niveau stellt einzigartige Herausforderungen dar – insbesondere bei der Herstellung älterer Strukturen luftdicht und frei von Wärmebrücken. Um dies zu adressieren, entwickelte das PHI den EnerPHit-Standard, der zwei Wege zur Einhaltung bietet:

  1. Komponenten-Methode: Verwendung von PHI-zertifizierten Komponenten, die für spezifische Klimazonen (insgesamt sieben, von arktisch bis sehr heiß) entwickelt wurden.
  2. Bedarfsbasierte Methode: Erfüllung der Anforderungen an den Energieverbrauch und die Luftdichtheit, ähnlich dem klassischen Standard, jedoch angepasst an die bestehenden Bedingungen (z. B. Heizbedarf zwischen 15–35 kWh/m²/Jahr und Luftdichtheit ≤ 1,0 ACH50).

Klimaspezifische Details umfassen Solarertragsgrenzen (z. B. 100 kWh/m² Fensterfläche in Kühlklimaten) und Anforderungen an die Oberflächenfarbe für Gebäude in heißen Zonen, wo reflektierende "kühle" Beschichtungen oft vorgeschrieben sind.

PHIUS: Ein regionaler Ansatz für Nordamerika

Über den Atlantik hinweg hat das Passive House Institute US (PHIUS) seinen eigenen Ansatz entwickelt. Nach der Erkenntnis, dass ein einheitlicher globaler Standard nicht für alle Klimazonen funktioniert, hat PHIUS klimaspezifische, kostenoptimierte Leistungsziele unter Verwendung von BEOPT (einem Tool des US-Energieministeriums) erstellt. Diese Ziele – die etwa 1.000 Standorte in Nordamerika abdecken – umfassen:

  • Jährliche und Spitzenheiz-/Kühlbelastungen
  • Feuchtigkeitsleistungs-Simulationen mit WUFI Passive
  • Strenge Luftdichtheit: ≤ 0,08 CFM75/ft² der Gebäudehülle

Alle zertifizierten PHIUS+-Projekte unterliegen auch einer Qualitätssicherung durch Dritte, um sicherzustellen, dass die Leistung während der Bauphase überprüft wird.

Anpassungen in Schweden und darüber hinaus

Andere Länder haben ihre eigenen, von PH inspirierten Standards entwickelt. In Schweden hat das Forum für energieeffizientes Bauen (FEBY) regionsspezifische Benchmarks entwickelt. Zum Beispiel:

  • Südschweden orientiert sich eng an den PHI-Spezifikationen.
  • Nordschweden erlaubt höhere Heizlasten (bis zu 14 W/m²) und Luftwechselraten, die den lokalen Vorschriften entsprechen, um sicherzustellen, dass die Belüftungssysteme nicht überlastet werden.

In extremen Klimazonen müssen Designer weiter anpassen. Die Arbeit des Architekten Thomas Greindl, die sich direkt südlich des Polarkreises befindet – unter Verwendung von nicht-petroleumhaltiger Dämmung und Berufsschülern für die Arbeit – zeigt, wie lokale Anpassung und praktische Ausbildung das Passivhaus zugänglich und ökologisch machen können.

Globale Lektionen und lokale Entscheidungen

Von der Minergie-P-Norm in der Schweiz bis zu den klimatisch abgestimmten Spezifikationen von PHIUS zeigt die Entwicklung der Passivhaus-Zertifizierungen, dass ein "One-Size-Fits-All"-Modell nicht immer machbar ist. Der beste Standard für ein Projekt hängt oft von:

  • Lokalem Klima und Energiekontext
  • Bauweisen und Materialien
  • Leistungszielen und Werten der Kunden

Während der Rahmen von PHI die längste Erfolgsbilanz und die größte internationale Akzeptanz hat, spiegelt die wachsende Vielfalt der Standards ein gemeinsames Ziel wider: den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren und gleichzeitig Gebäude zu liefern, die komfortabel, widerstandsfähig und zukunftsfähig sind.


Egal, ob Sie ein Bungalow aus den 1950er Jahren sanieren oder ein modernes Wohnblock entwerfen, die sich entwickelnden Passivhausstandards bieten einen Fahrplan für nachhaltige Exzellenz – anpassungsfähig, wissenschaftlich fundiert und global relevant.